Das Schröpfen

1. Geschichtliches:

Die Schröpfkopfbehandlung ist Jahrtausende alt, älter als der Aderlass und die Blutegeltherapie. Das Schröpfen war in früheren Zeiten eine typische ärztliche Handlung. Wie gebräuchlich sie war, zeigt sich daran, dass die Ärzte in ihrem Siegel einen Schröpfkopf trugen. Das Prinzip des Schröpfens wurde bereits vor 3000 Jahren in Mesopotamien und vor 5000 Jahren in China beschrieben, es war im indischen Kulturkreis genauso gebräuchlich wie im alten Südamerika. Es wurden Schröpfköpfe aus Kuhhorn, Bronze, Silber und Glas benutzt. So zählt noch heute in einigen östlichen Ländern das Schröpfen mit angewärmten Gläsern zu den beliebtesten Haushaltsmitteln. Innerhalb des Schröpfens sind zwei Methoden bekannt: das trockene und das blutige Schröpfen.

Blutiges Schröpfen wurde zwischen den 11. und 15. Jahrhundert als unärztlich angesehen und ausschließlich von Badern und Steinschneidern durchgeführt.
Durch Missbrauch in Verruf geraten und später überwiegend von Laientherapeuten durchgeführt, hat sich die Schröpfkopfbehandlung in den letzten Jahrzehnten auch wieder in professionellen Praxen einen Namen gemacht.

 

 

2. Der Rücken als Landkarte für Krankheiten:

Die Schröpfkopfbehandlung erfolgt überwiegend am Rücken. Hier liegen die topografischen Reflexzonen, deren Reizung reflektorische Auswirkung auf unsere inneren Organe hat. Umgekehrt haben allerdings auch unsere Organe Einfluss auf den so genannten Reflexzonen des Rückens. Diese kann man im Fall eines organischen Leidens auch als spezielle Schmerz- oder Triggerpoints am Rücken erkennen und anschließend behandeln.
Für den Therapeuten fallen sie als Härten, Verspannungen, Erhebungen oder Einsenkungen des Gewebes auf.

 

3. Wann wird eigentlich trocken und wann wird blutig geschröpft?

Die topografischen Bereiche, die sich im Untersuchungsbefund als kalte minderdurchblutete Gewebsareale herausstellen, zählen zu dem Leere-Zustand (Yin-Zustand). Man bezeichnet diese „kalten Versülzungen“ auch als kalte Gelosen. Kalte Gelosen müssen nach den therapeutischen Regeln der Schröpfkunst trocken geschröpft werden. Die topografischen Bereiche die sich im Untersuchungsbefund als heiße oder gestaute Energien herausstellen sollte, zählt man zu den Fülle-Zustand(Yang-Zustand).Man bezeichnet diese „heißen Versülzungen“ auch als heiße Gelosen. Heiße Gelosen müssen blutig geschröpft werden.

4. Verfahrenweise beim trockenen Schröpfen:

Wie schon erwähnt sind im Bereich des Schröpfens zwei Methoden bekannt: Das trockene und das blutige Schröpfen. Beim Trockenschröpfen wird der Schröpfkopf aufgesetzt, ohne die Haut vorher einzuritzen, auch kann man vorher mit Hilfe einer Rotlichtlampe die zu behandelnden Hautareale aufwärmen. Wichtig ist beim Aufsetzen der Schröpfgläser, dass in diesen ein Unterdruck erzeugt wird. Dieses kann man z. B. mit speziellen Gläsern, die einen integrierten Gummisaugknauf besitzen, oder auch Gläser mit eingebauter Gummisaugglocke bewerkstelligen. Ebenfalls bewährt hat sich das Abrennen von Watte in den Gläsern. Es gibt mehrere geeignete Varianten um Unterdruck in den therapeutischen Gläsern zu erzeugen, damit ein effizienter Saugunterdruck entsteht.

5. Die Schröpfkopfmassage:

Bei dieser Variante des unblutigen Schröpfens wird die Haut zunächst mit Öl eingefettet. Der Behandelnde verschiebt solange die hierfür speziell notwendigen Behandlungsgläser über die vorgegebenen Hautbezirke bis sich die Haut rötet und es sich leichte Extravasate (Blutergüsse) bilden.

6. Verfahrenweise beim blutigen Schröpfen:

Beim blutigen Schröpfen wird im wesentlichen wie beim trockenen Schröpfen verfahren, jedoch mit dem unterschied, dass an genau definierten Orten die Haut vorher mit kleinen Schröpfschnepper, oder Lanzetten, eingeritzt und dann erst ein Schröpfkopf aufgesetzt wird. Sind die Schröpfgläser bis zu einem Drittel mit Blut gefüllt, so können sie meist nach 10 – 20 Minuten vorsichtig abgenommen werden.

7. Wirkungen:

Durch das Setzen von evakuierten (unter Vakuum stehenden) Schröpfgläsern auf die Haut wird eine Saugwirkung auf das Unterhautgewebe ausgeübt, hierbei kommt es im Laufe der Behandlung zu Einblutungen ins Gewebe, was volkstümlich als Bluterguss bezeichnet wird.
Da die Schröpfzonen im Bereich der Hautreflexzonen (nach Head und Mc Kennzy) liegen, haben diese nachweislich Auswirkungen auf das menschliche Nervensystem und deren Organe.
So werden durch Schröpfen Durchblutung und Stoffwechsel verbessert. Muskelverspannungen und „Gelosen“ beseitigt, sowie Spasmen an inneren Organen gelöst. Der Schmerzlindernde Effekt in der Reflexzone wird durch die Freisetzung von Endomorphinen und den verstärkten Abbau von Prostaglandien verursacht. Zu dem wird der Körper zur Selbstregulation aktiviert.


8. Anwendungsgebiete:

  • akute und chronische Entzündungen
    z. B. Sinusitis, Angina-Tonsillaris
  • HNO-Ekrankungen und Erkrankungen der Atemwege
    z. B. Otitis media, Asthma bronchiale, akute und chronische Bronchitis
  • Erkrankungen des Verdauungsapparats
    z. B. Oberbaucherkrankungen, exkretorische Verdauungsschwäche, funktionelle Darmerkrankungen
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
    z. B. Zervikalsyndrom, Rückenschmerzen im HWS-, BWS- und LWS-Bereich, Osteoporoseschmerzen
  • Schwächezustand
    z.B. Hyper(o)tonie, chronische Müdigkeit, funktionelle Herzerkrankungen

Kontraindikationen u. a.:

  • Entzündungen des betreffenden Hautareals
  • Allergische Hautveränderungen
  • Gerinnungsstörungen
  • Person mit atonisch-astenischer Konstitution

(nicht blutig schröpfen / trocken nur sehr vorsichtig)