Das Baunscheidtverfahren

1. Einleitung:

Das Baunscheidtverfahren ist ein Heilverfahren, dass durch reflektorische Reize über die Haut heilende Auswirkungen auf den ganzen Organismus nach sich ziehen kann. Hierbei wird der Reiz über die in der Baunscheidtlehre bekannten Hautzonen weitergeleitet und der Körper wird hierdurch zur Ausleitung von belastenden Stoffen angeregt. Durch das Ausleiten der Schlacke- und Giftstoffe werden die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert, was wiederum mit einer Heilung einher gehen kann. Dieses in der Naturheilkunde bewährte Verfahren zählt zu den klassischen Ab- und Ausleitungsverfahren und ist zudem noch das bekannteste aller ausschlagerzeugende Methoden.

2. Geschichtliches:

Carl Baunscheidt (1809-1873), Mechaniker und durch falsche Ernährung an einem Gichtleiden erkrankt, entwickelte dieses Verfahren. Als ihn an einem Sommertag Mücken an die rechte Hand gestochen hatten und einige Tage später seine Gichtschmerzen verschwunden waren, erfand Baunscheidt ein Gerät, mit dem er in die Haut piksen konnte. Als Vorlage seines Gerätes diente in die Vorstellung eines Mückenstiches. Mit diesem nun neu entwickelten Stichelgerät schaffte er geringfügige Hautöffnungen, durch die „krankmachende Stoffe“ entweichen konnten. Zudem entwickelte er ein hautreizendes Öl, um die Heilwirkung des von den Mücken ausgeschiedenen Sekrets nachzuahmen, das wohl die Schwellung und Pustelwirkung verursacht hat.

3. Der Nadelapparat „Der Lebenswecker“:

Der von Baunscheidt entwickelte Nadelapparat, den er selbst auch als „Lebenswecker“ bezeichnete , besteht aus 33 Nadeln, die 1 – 2mm tief in die Haut eingeschnellt werden, ohne dass Blut zutage tritt. Die Stichtiefe kann eingestellt werden.und richtet sich nach der Dicke der Oberhaut in dem zu behandelnden Gebiet.

3.1. Das verwendete Öl:

Das Baunscheidtöl enthält heutzutage überwiegend hautreizende Stoffe wie z.B.: Cantharidin, Johanniskrautöl, Wacholderöl, Histamin, Spiritus oder Euphorbiumsaft.
Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlich angewandten Ölen in der Naturheilpraxis.


4. Das Verfahren:

Die desinfizierte Haut wird mit dem Nadelgerät sanfter oder auch kräftiger gestichelt. Das therapeutisch bevorzugte Hautareal zur Nadelung liegt links und rechts entlang des Ringmuskels an der Wirbelsäule. Brustkorb, Arme, Beine, Gesäß und Unterschenkel werden seltener behandelt. Nach der Behandlung mit dem „Lebenswecker“ wird die gestichelte Haut mit einem speziellen Baunscheidtöl eingerieben. Um Infektionen zu vermeiden wird das Öl mit einem sterilen Wattestäbchen aufgetragen. Ein rutschfester Verband wird mit einem Pflaster fixiert und 3 – 5 Tage dort belassen.

4.1. Nach der Behandlung:

Je nachdem, welches Öl verwendet wurde, bilden sich in dieser Zeit ein roter Hautauschlag, Quaddeln oder hirsekorngroße, klare bzw. mit Eiter gefüllten Pusteln, die einige Tage später aufplatzen und eintrocknen.

5. Wirkungen:

Durch die Reizungen der Haut werden die lokale Durchblutung und reflektorisch die Duchblutung der den Hautsegmenten zugeordneten inneren Organe angeregt und somit eine allgemeine Kräftigung erreicht wird. Zudem wird der Lymphabfluss nach innen und nach außen hin aktiviert.
Somit werden Gift- und Krankheitsstoffe sowie Schmerzmediatoren ausgeleitet. Durch die künstlich hervorgerufene Entzündung werden immunologische Prozesse in Gang gesetzt.

6. Indikationen:

Das Baunscheidtverfahren kann lokal zur Behandlung von Schmerzzuständen sowie segmental zur Beeinflussung innerer Organe eingesetzt werden. Bei folgenden Indikationen hat sich das Baunscheidtverfahren erfahrungsgemäß bewährt.

Erkrankungen des Bewegungsapparats:

  • Arthritis, Athrose
  • HWS-, BWS- u. LWS-Syndrom
  • Neuralgien, Rheuma, Myalgien

Abwehrschwäche:

  • wiederkehrende Bronchitis
  • Infektionsanfälligkeit bei Kindern (z.B. Angina)

Verdauungs und Stoffwechselstörungen:

  • Gastritis, Reizkolon
  • Verdauungsbeschwerden allgemein
  • Erkrankungen der Galle u. Gallenwege

Funktionelle Beschwerden:

  • funktionelle Herzbeschwerden
  • vegetative Dystonie
  • funktionelle Störungen der Schilddrüse
  • um bei schwachen, schlank und schmalwüchsigen Patienten

eine körperliche Kräftigung zu erreichen!

„Bei sorgfältig dosierter Nadelstichelung lassen sich auch besonders gute Erfolge bei Kindern erreichen. Besondere Bedeutung kommt der Baunscheidttherapie auch in der Prophylaxe zu, ihre medizinische Wirkung im Vergleich zu anderen NH-Verfahren auf diesem Sektor gilt als außergewöhnlich gut.“

Kontraindikationen u. a.:

  • evtl. bei allergischen Reaktionen auf die verwendeten Öle
  • offene Wunden, Warzen, Hautirritationen, oder ähnliches